Freitag, 19. November 2010

Projekt RAMMTIGER

 
Im Zuge unermüdlicher Recherchen für meine Modelle stieß ich durch Zufall auf dieses Projekt, welches es damals nicht über das Stadium eines Reißbrettentwurfs hinaus geschafft hat. Dennoch bieten genau diese Studien hervorragende Möglichkeiten sich an bekannten Modellen auszuprobieren.


Heutzutage ist es dann wohl an uns Modellbauern, die Spuren jener damaligen Konstrukteure und Ingenieure dort aufzunehmen, wo ihr Handeln endete – am heimischen Basteltisch. Ein solches (lt. W.J. Spielberger) nicht verwirklichtes Projekt stellt auch das hier aufgeführte Modell eines Rammtigers dar. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Orts- und Häuserkampf in Stalingrad sollte ein solches Fahrzeug Gebäude mit verschanzten Soldaten einfach zum Einsturz bringen. Als Basis hierfür sollte ein Tiger von Porsche verwendet werden. Durch den hinten liegenden Motor wurde ein Generator angetrieben, der wiederum Strom für die beiden an den Treibrädern befestigten Elektromotoren lieferte.


Aus mir nicht ganz sicheren Quellen sollen aber dennoch drei Fahrzeuge wenigstens zu Versuchszwecken mit einer Rammhaube versehen worden sein. Was letztendlich davon stimmt, ist vermutlich im Nebel des Krieges verschollen. Nichtsdestotrotz stellt das Modell eine lohnenswerte Herausforderung für den Modellbauer dar, zumal es bei entsprechender Lackierung ein wahrer Hingucker sein dürfte. Da ich bei meiner Suche nach Vorbildfotos (dies bezieht sich nicht auf Original-, sondern andere Modellbaufotos), nicht zweifelsfrei klären konnte, ob die mutmaßlich für diesen Zweck herangezogenen Fahrzeuge bereits mit einer Zimmeritschicht belegt waren oder nicht, entschloss ich mich kurzerhand für den Bausatz des Porsche Tiger von Arsenal M. Dieser ist bereits mit Zimmerit versehen, was letztendlich aber auch egal sein kann. Sobald das stählerne Gefährt unter der Haube ist, ist eh kaum noch etwas von diesem zu erkennen.

Der Zusammenbau ist, wie auch bereits beim Jagdtiger von Arsenal M beschrieben, leicht und schnell, da viele Komponenten bereits am Rumpf mit angegossen wurden.
Da der Turm und die Hauptwaffe des Porsche Tiger in diesem speziellen Fall nicht verwendet werden, können all diese Teile getrost in der heimischen Grabbelkiste verschwinden. Die Öffnung, in welcher der Drehkranz des Turmes seinen Platz gefunden hat, wurde am Modell mittels einer U-Scheibe aus dem Baumarkt verschlossen. In die Mitte der Bohrung besagter Scheibe wurde, ebenfalls der Grabbelkiste entnommen, der Lukendeckel eines Tiger geklebt. Nach dem Aushärten des Klebstoffes, mit welchem die U-Scheibe montiert wurde, habe ich mit einem kleinen Werkzeug vom großen »C« Vorsichtig ein wenig Spachtelmasse rings um den Rand der Scheibe drapiert und mit einem Zahnstocher eine leichte Wellenstruktur in die rasch aushärtende Masse gedrückt. Voilà! Fertig war ein provisorisch auf die Turmöffnung geschweißter Deckel samt Einstiegsluke.

Ansonsten konnte der Bau der Unterwanne weiter wie gehabt vonstatten gehen. Lediglich auf der Frontpanzerplatte, zwischen Bug-MG und Fahrersichtluke habe ich noch einen großen Tarnscheinwerfer aus der heimischen Grabbelkiste platziert. Ich stellte es mir recht unheimlich vor, hätte es dieses Fahrzeug tatsächlich gegeben und wäre es im Dämmerlicht oder gar bei Dunkelheit wirklich durch irgendwelche von Schutt und Gerümpel verstopften Straßen gerollt, während aus der Bugöffnung der Rammhaube ein schmaler Lichtstrahl scheint, der die Umgebung schwach ausleuchtet ...
Auch ob der Tatsache, das man es später, sobald die Rammhaube aufgesetzt ist, nicht mehr sehen würde, habe ich dennoch die Details, sprich Werkzeuge, Abschleppseile und dergleichen mehr, bemalt und später, wie auch den Rest des Fahrzeuges, mit entsprechenden Techniken (Drybrushing, Pastellkreiden und Pigmente, etc.) akzentuiert. Bemalt wurde der Rumpf samt Laufwerksrollen übrigens in German Grey (Model Color), akzentuiert mittels Neutral Grau (M.C.), sowie ein wenig Eisen 91 (Revell) an den entsprechenden Ecken und Kanten. Auch wenn er so, wie er konzipiert war, niemals zum Einsatz gekommen ist, so habe ich es mir dennoch nicht nehmen lassen, auf der Wanne für ein wenig Staub und Dreck (im speziellen dort, wo später auch die Öffnung der Rammhaube sein wird – über dem Bug-MG/Fahrersichtluke) zu sorgen. Schließlich blieben solche Rammfahrten ja nicht gänzlich ohne Auswirkungen auf das Fahrzeug selbst ...
Kommen wir nun zum markantesten des Modell – der Rammhaube. Diese besteht in diesem Fall komplett aus zusammengefügten, prismenförmigen Plastikteilen mit einer Stärke von 1,0 mm Stärke. Da ich zum Zeitpunkt des Baus jedoch nicht genug Polystyrol in der gewünschten Dicke vorrätig hatte und eine Bestellung bei Rai-Ro mir in diesem Moment (einem Samstag) doch eindeutig zu lange gedauert hätte, musste schnell eine Alternative her. Gesagt getan. Ich erinnerte mich noch daran, das ich eines meiner Eisenbahngeschütze seiner Zeit aus Kunststoffplatten gebaut hatte, die ich im Baumarkt erworben habe – in der Abteilung für Warn- und Hinweisschilder. Damals hatte ich mir etwas Klebstoff (Uhu) an den Finger geschmiert und war mit diesem Klecks los gezogen, um besagte Schilder auf Löslichkeit zu überprüfen. Wie ich gehofft hatte, löste der Kleber den Kunststoff tatsächlich an, was für mich bedeutete, das man ihn mit eben diesem auch verkleben konnte. Kurz und knapp kaufte ich mir zwei grün weiße Notausgangs-Schilder und machte mich zu Hause daran, die Rammhaube zu gestalten.


Zunächst hatte ich mir eine Zeichnung ausgedruckt (ist bei mir zu bekommen), den dortigen Maßstab ermittelt und diverse Längen, Breiten und Winkel abgenommen und ggf. auch umgerechnet. So gewappnet fertigte ich aus stabiler Pappe (Rückseite eines Zeichenblocks) die benötigten Einzelteile an. Mit Hilfe dieser Schablonen übertrug ich die Formen der einzelnen Teile auf die Rückseite der Notausgangs-Schilder, schnitt diese aus und fügte sie im Anschluß daran und nach erneuter Überprüfung der Passgenauigkeit zusammen. Ich erstellte mir aus derselben Pappe kleine Dreiecke, die den Winkeln entsprachen, in welchen die Haube zusammen gesetzt war, klebte diese mittels Holzleim auf die Innenseite der Bauteile und fügte dann, nach dem Abbinden des Leims, an den Stoßstellen der Kunststoffteile flüssigen Modellbaukleber hinzu. So fixiert und stabilisiert konnten alle Teile in Ruhe aushärten.

Die Einzelteile für das Dach, die Flanken, so wie das Heck waren schnell und, vor allem, sehr einfach herzustellen. Die Königsdisziplin bildet hier wohl die Herstellung des Bugs der Rammhaube. Diese liegt nämlich nicht, wie etwa das Heck, plan auf der Dach-Flanken-Konstruktion an, sondern ist selbst in sich noch nach außen hin angewinkelt. Zwar habe ich mich anhand einer Dreiseitenansicht orientieren können, dennoch stellte mich diese Maske vor eine echte Herausforderung. Nach gut und gerne drei Stunden sinnlosem Pappe- und Papiergeschnibbel, etlichem Anpassen und wegwerfen derselben Rohteile, hatte ich es dann doch geschafft, das vermalledeite Teil herzustellen und mit dem Rest der Haube zu verkleben. Hiernach ging es erst einmal ins Bettchen, um am nächsten Tag mit frischem Elan und entsprechend gestärkt wieder an die Arbeit zu gehen ...

Ein weiteres Highlight in Bezug auf die Maske der Rammhaube, war das Einbringen des Sichtausschnittes. Ich entschloss mich jedoch, diesen erst in Angriff zu nehmen, nachdem alle Klebestellen verspachtelt und verschliffen waren. Anhand zahlreicher Abbildungen erstellte ich mir eine Schablone, übertrug mittels dieser die Umrisse des Ausschnittes auf die Maske und begann sodann, den Rahmen auszuschneiden. Mit Schleifpapier, Feile und Skalpell wurde dieser grobe Ausschnitt in seine endgültige Form gebracht und sämtliche Kanten geglättet. Um später allerdings einen Eindruck davon zu vermitteln, das diese Haube aus wirklich dickem Stahl bestand (insbesondere an der Stelle des Sichtausschnittes), unterfütterte ich jenes Fenster an den Rändern zusätzlich noch mit zurecht geschnittenen Kunststoffresten, die mit flüssigem Modellbaukleber befestigt wurden.

Was den Bug der Haube anbelangt, so stieß ich bei meinen Recherchen auf zwei unterschiedliche Varianten. Zum einen auf die, welche keine Separaten Knotenbleche zwischen Seitenteil und Spitze aufweist, sondern solche, die in einem Stück mit den Flankenteilen hergestellt worden sind. Dann gab es noch diese, welche eben links und rechts am Übergang von Seitenteil zur Spitze je zwei schmale Dreiecke aufweist, die dort als Versteifung aufgeschweißt sind. Ich entschied für meinen Rammbock letztere Variante zu wählen. Nicht nur, weil es einfacher und schneller war, aus dünnem Plastikmaterial zwei gleichmäßige Dreiecke zu schnibbeln und aufzukleben. Ich dachte mir, da jener Rammtiger gegen Ende des Krieges angedacht war und es im Zuge von Entwicklung und Produktion ja doch recht flott gehen musste, wäre dies sicherlich auch zur damaligen Zeit die schnellere und günstigere Ausführung gewesen. Also, kurzum – Überlegung ausgeführt und zwei Dreiecke angeklebt.
Zur weiteren Detaillierung, speziell im Rückwärtigen Bereich der Rammhaube, etwa dort, wo die Einstiegsluke und dergleichen sind, gibt es noch zusagen, das wohl im Grunde der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Auch hier gibt es wieder Bilder aus dem Netz, die über eine normale Einstiegsleiter und die zweiflügelige Klappe, bis hin zu Nahkampfkuppeln, Staukästen, Feuerlöschern usw. alles zeigen, was möglich ist. Ich versuchte getreu dem Motte weniger ist oft mehr vorzugehen und beließ es bei einer zweiflügeligen Klappe samt Scharnieren und Griffen, plus Einstiegshilfen in Form von etwas verbogenen Leitersprossen. Für letztere und die Griffe auf den Klappen verwendete ich Kupfer-, bzw. Messingdraht in entsprechend geringem (0,4 - 0,5 mm) Durchmesser.
An der Front, über der Sichtöffnung, habe ich ebenfalls noch ein trapezförmiges Stück Kunststoffrest aufgeklebt. Quasi als Verstärkung für den Rammkopf. Auf anderen Bildern ist diese teilweise auch noch als zweiteilige Klappe dargestellt, auf anderen wiederum einfach nur als aufgeschweißte Stahlplatte. Was es im Endeffekt tatsächlich war, lasse ich einfach mal als dahingestellt.

Die Lackierung der Rammhaube kann durchaus als künstlerisch freiheitsliebend bezeichnet werden. Zunächst liebäugelte ich damit, diese schlicht und einfach in rostrotem Schutzanstrich darzustellen und lediglich mit ein paar obligatorischen »Kreidezeichen« zu versehen. Doch da ich bereits einen Jagdpanther in 1/16 in eben so einem Kleid hier stehen hatte, verwarf ich diesen Gedanken ebenso schnell wieder. Nach dem Vergleich mit ein paar Modellbaufotos, vorwiegend solcher in 1/35, entschied ich mich letztendlich für einen eigenen, relativ einfachen Anstrich. Nach dem die Rammhaube eine Nacht zuvor grundiert worden und diese Farbe gut durchgetrocknet war, folgte via Airbrush als nächstes eine Schicht aus Gunzes Khakibraun H404.

Hiernach folgte dann das Tarnmuster, welches schlicht und ergreifend aus einem Wellenmuster im Ton Olivgrün H405 (ebenfalls von Gunze) bestand. Betonend einfach, aber dennoch vom Erscheinungsbild her sehr gut getroffen. Als nächstes folgte dann das Anbringen der Decals. Auch bei diesen verwendete ich solche von TL, wobei auch hier der Phantasie annähernd keine Grenzen gesetzt waren. Nach dem Versiegeln der angebrachten Nassschiebebilder mittels Vallejos Matt Varnish, wurde das Verwittern und Altern in Angriff genommen.

Zunächst folgte ein sachtes Aufhellen des Khakibraun an den Biegekanten und ecken. Hierzu wurde Beige 314 von Revell Aqua Color verwendet. Da der »Rammbock« allerdings, entgegen der mutmaßlichen Wahrheit, das er niemals zum Einsatz gereift war, einen dennoch recht gebrauchten und abgewetzten Eindruck vermitteln sollte, nahm ich nach dem Trocknen erneut Skalpell, Feile und andere, scharfkantige Werkzeuge zur Hand und verpasste der Haube – sprichwörtlich – ihren letzten Schliff. Hier und da wurden Kerben in die Flanken geritzt. Dort mit der Feile eine Macke in die Maske gerissen und an fast allen frontalen Kanten auf diese Weise kleinere und größere Blessuren hervorgerufen. Als ich mit dem Ergebnis fertig war, wurde aus meiner »Rostkiste« Dark Flesh von Citadel hervor geholt. Schließlich kam auf diese Weise natürlich auch der Grundanstrich – Rostschutz – wieder zum Vorschein. Mit einem relativ kurzen Haarpinsel zog ich vorsichtig ein paar Spuren über die Haube, explizit natürlich an den Stellen, die ich zuvor mit Messer und Feile traktiert hatte. Aber auch an ein paar von diesen Werkzeugen unberührter Stellen wurde vorsichtig ein wenig rostrote Farbe trocken aufgebürstet.


War diese Prozedur vorüber, musste natürlich auch noch etwas metallischer Glanz hinzu kommen. Schließlich waren an den Stellen, die ich mit der Feile malträtiert hatte, nicht nur der Tarnanstrich abgeschliffen, sondern auch tiefe Furchen bis in das Metall gerissen worden. Vorsichtig also mit ein wenig Eisen 91 aufgehellt. Bereits nach wenigen Pinselstrichen wurde ein erster Eindruck vermittelt, wie so eine Rammhaube nach ein paar Einsätzen ausgesehen haben könnte.

Zu guter Letzt wurde noch ein wenig mit schwarzer (Badab Black; Citadel) und brauner (Devlan Mud; Citadel) Ink zur Tat geschritten, um weiterhin ein wenig für Verwitterung zu sorgen. Ebenso erhielt die Haube eine etwas stärkere Behandlung mit Vallejo-Pigmenten (ein Mix aus 73104 Light Sienna und 73111 Green Earth, sowie etwas 73105 Natural Sienna als abschließenden Staub hier und dort ... ). Hatte ich mir anfänglich noch Gedanken über den Halt der Haube auf dem Porsche-Tiger gemacht, zerstreuten sich diese Befürchtungen bereits bei den ersten Passproben. Die Haube ist an ihrer Öffnung nur geringfügig enger, als der Tiger breit ist und passt somit saugend über die Oberwanne. Bis circa auf Mitte von Treib- und Leitrad gedrückt, verdeckt sie ausgezeichnet das Fahrzeug und sorgt für einen wahrlich grimmigen Eindruck, wirft man mal einen Blick durch die Öffnung in der Frontmaske.

Als abschließendes Fazit kann ich nur sagen, das man mit Hilfe eines Notausgang-Schildes aus dem Baumarkt um die Ecke und einem entsprechend guten Bausatz wirklich was Nettes zaubern kann. Die investierte Zeit, insbesondere in den Bau der Rammhaube (alleine ca. 15-20 Arbeitsstunden von Anfang bis Ende) ist meiner Ansicht nach auf keinen Fall vergeudet gewesen. Ganz besonders viel Freude hat mir die angerichtete Beschädigung der Haube bereitet und ich kann wirklich jedem nur raten, der ein weiteres außergewöhnliches Modell sein Eigen nennen möchte, es an Hand dieses Beispiels einmal zu probieren. Es lohnt sich. Tipps und Tricks in Bezug auf den Bau der Haube etc. können gerne via Email bei mir erfragt werden.


Norman Buschmann 11-2010

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